Die Krise in der Automobilindustrie und deren Zuliefererbetriebe hat sich längst auf alle beteiligten Mittelständler ausgewirkt. Keine neuen Aufträge, alles auf „hold“, Kurzarbeit und knallharte Preisverhandlungen - das bekommen jetzt Firmen wie die Regensburger GEFASOFT zu spüren. Bisher entwickelten und produzierten sie zu über 90 Prozent für die Automobilindustrie und deren Zulieferer. Doch das soll sich radikal ändern, so der neue Geschäftsführer Andreas Fundeis: „In Zukunft wollen wir nur noch 30 - 40 Prozent für die Autoindustrie arbeiten und den Rest verteilen wir auf andere Bereiche.“
Der Umbruch sei absolut notwendig, so der Firmenchef, denn kurzfristiges Denken in Wirtschaft und Politik habe maßgeblich dazu beigetragen, dass diese Krise entstanden sei. Immer mehr Vorschriften, Regelwerk, Datenschutz und zu hohe Energiepreise mache ein profitables Wirtschaften fast unmöglich. Beim Besuch einer Delegation aus CSU-Vertretern machte er sich seinem Ärger Luft und forderte die Politik auf, endlich zu handeln. Beim Bundestagsabgeordneten Peter Aumer traf er auf offene Ohren. Aumer: „Wir müssen schauen, dass die Unternehmer wieder Vertrauen in den Standort Deutschland bekommen. Dafür müssen wir die Voraussetzungen schaffen, das heißt unter anderem mit der Bürokratie runter, mit den Energiekosten runter und das „Made in Germany“ wieder stärken.“
Dabei sei die GEFASOFT in einigen Bereichen der Automatisierung schon weltweit führen. Da ist zum einen eine Anlage zum Prüfen von Windschutzscheiben, die für Head-Up-Displays benötigt werden und deren Kalibrierung. Da gebe es laut Fundeis weltweit nur wenige Hersteller, die das könnten. Im vergangen Jahr habe man ein Patent für ein Laserschweißverfahren für Kunststoffe angemeldet. Erste Aufträge seien bereits eingegangen.
Beim Rundgang durch den Fertigungsstandort in Nittendorf zeigten GEFASOFT-Mitarbeiter:innen den Politikern eine Anlage, die gerade für Siemens in Karlsruhe gebaut wird. Hier werden vollautomatisiert USB-Sticks geprüft mit Laser beschriftet und anschließend unterschiedliche Informationen aufgespielt. Das können zum Beispiel Handbücher, Software oder Lizenzen sein. Anschließend gleicht die Anlage nochmal Beschriftung und Inhalt ab.
Umbau des Unternehmens absolut notwendig
Für Geschäftsführer Andreas Fundeis ist das nur ein Baustein, sich von der Abhängigkeit der Automobilindustrie zu lösen. „Viele Firmen wissen gar nicht, was man alles automatisieren kann“, sagt er voller Stolz, denn da sei die GEFASOFT besonders stark und innovativ - nur noch nicht bekannt genug. „Wir werden in kleinen Teams als Problemlöser zu den Firmen gehen und ihnen aufzeigen, welche Möglichkeiten und Chancen eine Automatisierung bietet“, sagt er. Das gehe im Elektronikbereich genauso wie auf dem Energiesektor, in der Lebensmittelindustrie, im Grunde überall dort wo viele Dinge immer wiederkehrenden Prozessen unterliegen.
Landtagsabgeordneter Patrick Grossmann ist begeistert von der Ingenieurskunst, die es hier in der Region gibt. Und vor allem seien die mittelständischen Betriebe die Grundlage des Erfolgs in Bayern. „Zunächst ist natürlich der Bund gefragt, aber das was wir in Bayern tun können, machen wir: Abbau der Auflagen die sich in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, Dokumentationen und Statistiken, die geführt werden müssen, Auflagen zur Unfallverhütung, Brandschutz usw. Wir sind entschlossen, den Firmen künftig bessere Rahmenbedingungen zu geben“, versprach Grossmann.
Doch Andreas Fundeis will nicht warten bis die Politik reagiert. Er weiß genau, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man sich die Aufträge aussuchen konnte, ja sogar Aufträge ablehnen konnte, weil es die Kapazität nicht hergab. Er will proaktiv arbeiten und den Umbau der GEFASOFT in den nächsten ein bis zwei Jahren gestalten.
Die GEFASOFT Automatisierung und Software GmbH entwickelt, fertigt und vertreibt Automatisierungssysteme für komplexe Aufgaben in der produzierenden Industrie. Zu den Geschäftsfeldern gehören unter anderem hochmoderne Automatisierungstechnik, industrielle Bildverarbeitung, Lasersysteme und Software-Entwicklung. Das Unternehmen hat rund 190 Beschäftige. Neben der Zentrale in Regensburg gibt es den Produktionsstandort in Nittendorf, eine Niederlassung in Mexiko und Servicestationen in Brasilien, China und Ungarn.